Projektmanagement für Profis – Ein Rollout einer Softwarelösung, welche zuvor in einem Projekt entwickelt wurde, stellt hohe Anforderungen an die Projektabwicklung. Man muss nicht nur die Entwicklungspartner, wie auch eine grössere Anzahl

Kunden managen. Wo man eine Mehrfacheinführung in ein Projekt nach Hermes einplant und umsetzt, ist ein kritischer Erfolgsfaktor für den Projekterfolg! Der Rollout kann auf verschiedene Art und Weise in aufgesetzt werden. Dieser Artikel beleuchtet die Vor- und Nachteile der jeweiligen Varianten.
Wie und wo gestaltet man einen Rollout in einem Hermes Projekt?
Wo genau in einem Projekt der Rollout vorgesehen und abgewickelt wird, hängt von der jeweiligen Projektkonstellation ab. Grundsätzlich erkenn
t der erfahrene Projektleiter aber vier verschiedene Möglichkeiten, die Mehrfacheinführung in einem Projekt anzusiedeln:
- Aufbau eines separaten Rollout Teilprojekts.
- Zwei Projekte: Zunächst Lösung entwickeln, danach ein Einführungsprojekt (Szenarien: IT-Standardanwendung oder IT-Infrastruktur)
- Einbau des Rollouts in der Phase ‘Realisierung’.
- Einbau des Rollouts in der Phase ‘Einführung’. (Die Varianten können kombiniert werden)
Rollout als Teilprojekt
Der Rollout wird als Teilprojekt mit einem Teilprojektleiter geführt. Da bei Phasenübergängen auch Aenderungen in der Projektorganisation erfolgen können, kann das Teilprojekt für den Rollout erst in der Realisierungsphase gebildet werden.
Vorteile:
- Der Rollout ist direkt in der Projektlinie eingeordnet
- Einfachere Kommunikation
- Nähe zum Entwicklungsteam/projekt
- Der Rollout ist sicher auch als Projektziel vorhanden.
- Finanzierung muss so frühzeitig sichergestellt sein
Nachteile:
- Möglicher Zielkonflikt zwischen Entwicklungsziel und Rolloutzielen
- Management der Finanzierung. Rollouts werden i.d.R. von den Kunden/Bezügern bezahlt
- Weniger Aufmerksamkeit, da Rollout als ‘Anhängsel’ angesehen werden kann.
- Das Entwicklungsprojekt kann vielen Stakeholdern ausgesetzt sein und so wird die Komplexität erhöht.
- Längere Projektdauer
Rollout als eigenständiges, nachgelagertes Projekt führen
Vorteile:
- Klar umrissenes Ziel
- Weniger Beeinträchtigung des Entwicklungsprojekts
- Vor dem Rolloutprojekt kann eine Stabilsierungsperiode eingefügt werden. Das Entwicklungsprojekt kann sauber abgeschlossen werden und die Lösung kann ‘stabilisiert’ werden
- Das neue Projekt ermöglicht einen zielgerichten Wechsel der Ressourcen
- Eine “Multi-Auftraggeber Finanzierung” ist einfacher zu bewerkstelligen, da die Kunden gleichberechtigter sind (der ‘grosse Sponsor der Entwicklung’ ist nicht mehr da)
Nachteile:
- Durch zwei Projekte kann die ‘finanzielle Totalsicht’ leiden
- Changes und Produkteänderungen können nicht im gleichen Projekt gefixt/entwickelt werden.
- Mangelnde Finanzierung führt zu einem ‘Rohrkrepierer’ für den Rollout. Insbesondere dann, wenn das Rollout zentral finanziert wird und das vorgegangene Entwicklungsprojekt über den Kosten lag.
- Gefahr der Verzettelung, da es ggf mehrere gleichwertige Kundenorganisationen gibt, welche den Rollout finanzieren.
- Der Projektauftraggeber muss ‘stark’ sein, wenn er mit dem gleichen Rollout mehrere Kunden bedient.
- Zeitlich zu spät nachgelagertes Rollout-Projekt führt ein Produkt ein, welches inzwischen veraltet ist.
- Mehrere Offerten, mehrere Verträge, mehrere Vertragsverhandlungen.
- Bei grösseren Vorhaben, welche öffentlich ausgeschrieben werden müssen kann das verkorkste Schweizer Beschaffungsrecht dazu führen, dass nicht der optimale Rolloutpartner (aus Optik der Lösung) den Zuschlag erhält.
Der Rollout in der Hermes Phase ‘Realisierung’
Vorteile:
- Die Lösung kommt früh in Produktion (das ist sehr, sehr vorteilhaft und senkt häufig die Kosten*)
- Agilität wird gefördert
- Nähe zum Entwicklungsteam. Direktes Feedback an die Entwickler
- Performance und Stabilität wird frühzeitig erprobt.
- Es werden von Anfang an mehrere Software-Releases geplant
Nachteile:
- Die Lösung ist ggf. noch nicht stabil genug und deswegen
- patchen von bereits erfolgten Rollout-Lösungen (sofern die Lösung nicht zentral gehalten wird)
- Die produktiven Infrastrukturen müssen frühzeitig in der Phase Realisierung abgenommen und aufgebaut werden
- Durchlaufen von mindestens zwei Abnahmezyklen, einmal Abnahmezyklus für Beginn des Rollouts (Infrastruktur und V1 der Lösung) und einmal Abnahmezyklus bei Projektende (Finale Version der Lösung ) nach dem letzten getätigten Rollout.
* je früher eine Lösung produktiv genommen werden kann, umso eher spielen sich die produktiven Prozesse ein. Es passiert nach wie vor häufig, dass erst bei der produktiven Nutzung verdeckte Fehler erkannt werden. Wenn man das erst in der Einführungsphase merkt, dann kostet das idR. umso mehr. Weiter erfolgt die Produktivnahme häufig mit einem weniger komplexen Produkt (V1). Deswegen läuft die Produktivnahme einfacher ab und die Organisation wird ggf weniger überfordert, bzw. sie kann iterativ mit n-Releases lernen.
Der Rollout in der Hermes Phase ‘Einführung’
Vorteile:
- Man realisiert zunächst fertig.
- Es sind keine separaten Abnahmezyklen nötig, es reichen die ‘Gates’ bei Phasenwechsel .
- Weitere Stakeholder können erst nach Phasenwechsel Einführung begrüsst werden. Die Gefahr, dass etwas ‘Umgebogen wird’ ist tiefer.
- Die Finanzierung durch mehrere Parteien kann besser aufgeteilt werden. Zusätzliche Zahler kommen so erst in der Einführungsphase mit ins Projekt.
- Man macht weniger miteinander, insbesondere bei kleineren Projekten (über)fordert man weder das Projektteam, noch die Linie
Nachteile:
- Man realisiert zunächst fertig.
- Lange Phasendauer
- Performance Issues oder versteckte funktionale Fehler werden spät entdeckt, sofern vorhanden
- Da Entwicklung abgeschlossen, können ggf Ressourcen für Fixes und Changes fehlen.
Lesen Sie den ausführlichen Beitrag: ‘Software Projekt Rollouts mit Hermes 5‘.
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Wie setzen Sie Ihren Rollout auf? Schreiben Sie mir doch einen Kommentar! Vielen Dank und liebe Grüsse, P. Stacho